Auf der Suche nach den Tempeln
Wenden und zurück, das war heute Tagesthema. Plötzlich Stopp, umdrehen und zurück. Hermand hatte hinter der toten Kuh am Straßenrand viele Geier entdeckt. Ganz stolz berichtete er, die Zahl der Geier in Indien hat sich wieder vergrößert. Bei den vielen toten Tieren die wir in kurzer Zeit sahen, eigentlich kein Wunder! Die ersten km fuhr uns der Bus auf bekannter Strecke zurück. Am Abbiegepunkt nach Süden Raststätte mit 4 anderen Bussen. Bekannte Gesichter aus Deutschland und Frankreich von den Vortagen. Übrigens gestern beim Desert Festival (heißt übrigens Wüstenfestival) habe ich auch mit dem allein reisenden Hongkongbewohner gesprochen, den wir vor Tagen in den Bergen beim LKW Stau kennen gelernt haben. Er ist zwischenzeitlich mal ein Stück geflogen. Hier gibt es Punkte, die von allen Wissbegierigen besucht werden. Die zweite Wende, der Bus hatte sich verfahren. Auf der Fahrt nach Jodhpur wollen wir in einem abseits gelegenen Dorf einen Jain- und einen Hindutempel besuchen. Die Jain und die Hindu haben sich vor langer Zeit aus dem Buddhismus entwickelt. Die Jain lieben alle Tiere, essen gar kein Fleisch und tragen z.T. Sogar Mundschutz, um keine Insekten aus Versehen zu verschlucken. Nur 2% der Inder sind Jain. Aber Jain beherrschen 98 % der indischen Wirtschaft. Vor kurzem war auch ein Investmentbanker, der Jain ist, Vorstand der Deutschen Bank. Ihr erinnert euch? Das bisher dreckigste Dorf mit der dreckigsten Toilette erwartet uns. Lärm, Kuhscheise und Helmut mittendrin. Da hatte ich die Lacher auf meiner Seite, aber ADIDAS hält das aus! Die Tempel unspektakulär klein, gar nicht so alt, aber von Müttern besucht, die zum Dank die erstmals geschnittenen Haare ihrer Kinder opfern. Die Fahrt in das Dorf auf einspuriger Piste mit Sommerweg war rasant abenteuerlich. Es entscheidet sich immer ganz zuletzt, wer mehr ausweichen muss. Am Ende des Tempelausflugs gab unser Reiseleiter frisch erworbene indische scharfe Fritten aus, nein danke. Wir haben den Laden gesehen und scharf geht gar nicht. Dann endlich die nächste Millionenstadt Jodhpur erreicht. Doch zu früh gefreut. „Wir gehen gleich noch auf den Basar!“ Mit indischem Wahnsinn oder nennen wir es Gelassenheit, stürzen wir uns in den Verkehr. Wir wollen auch Abends um 6 nichts kaufen, Indien kann anstrengend sein. Dann doch noch eine Überraschung: Großer Krawall in der Seitenstraße. Trommeln und Trompeten, Tänzerinnen und Lichtträger und ein prunkvoller Bräutigam auf einem weißen Pferd. Der Zug von über 50 Personen tanzte an uns vorbei und blockierte gleich den Verkehr auf der 4 spurigen Hauptstraße. Im Dunkeln zurück und nochmal im fließenden Verkehr über die Kreuzung. Jetzt endlich im Hotelzimmer und morgen gehts weiter.